Aus "Rhein Zeitung", 24.3.2009

Peter Karges: Südstaaten-Epos parodiert

Er gilt als einer der größten Erfolge der Kinogeschichte: das Südstaaten-Epos "Vom Winde verweht". Im Koblenzer Theater Konradhaus hatte nun die Komödie von Ron Hutchinson "Mondlicht und Magnolien" Premiere, die die launige Entstehungsgeschichte des Films mit viel Witz nacherzählt.
Die Leinwand, die vor der Bühne des Konradhauses zu Beginn der Komödie "Mondlicht und Magnolien" heruntergelassen wird, ist weiß. Dieses Weiß ist ein Symbol - denn der Film "Vom Winde verweht", den Produzent David O. Selznick (gespielt von Bernhard Koessler-Dirsch) drehen will, existiert nur in seinem Kopf.
Allerdings soll sich dies in fünf Tagen ändern, bis dahin will Ben Hecht (Robert Agnello) ein Drehbuch verfasst haben, das Regisseur Victor Fleming (Johannes Schindlbeck) verfilmen soll. Aber es gibt ein Problem: Hecht hat die Romanvorlage nicht gelesen, weshalb ihm Fleming und Selznick, assistiert von dessen Sekretärin (Rosa Grunicke), die entscheidenden Szenen einfach vorspielen.
Die Handlung von "Mondlicht und Magnolien" hätte das Zeug zu einer schönen parodistischen Komödie. Allerdings will Hutchinson mehr. Er baut in seinen Plot sowohl den ewigen Kinozwist zwischen Regisseur, Autor und Produzent ein als auch die Zeit der Entstehung: 1939 ist ein trauriges Jahr, Europa steht vor dem Zweiten Weltkrieg, in Deutschland werden Juden und Andersdenkende verfolgt, und selbst in den USA ist Antisemitismus kein Fremdwort, wie Produzent und Drehbuchschreiber am eigenen Leib erfahren.
Das Dilemma, dass das Stück vielleicht damit zu viel will, kann auch die Inszenierung von Joachim Rathke nicht immer lösen. Zwar besticht die Idee des Schattenspiels zwischen Regisseur, Produzent und Autor vor der blanken Leinwand. Aber die Dialoge über das Leben hinter den Kulissen wirken doch etwas lang. Hier hätte eine gewisse Straffung des Textes nicht unbedingt geschadet.
Fahrt bekommt das Stück immer dann, wenn "Vom Winde verweht" parodiert wird. Rathke inszeniert dies zu Recht als eine klamottenhafte Requisitenschlacht, die die Südstaaten in ihrem ganzen Pomp wiederaufleben lässt. Dass er seinen Schauspielern, die allesamt gelungene Darstellungen zeigen, dabei ein enges Charakteren-Korsett schnürt, ist ebenfalls überzeugend. Vor allem Koessler-Dirsch glänzt als Produzent. Geschickt verkörpert er die tragischen Züge seiner Rolle. Denn mit dem Film will Selznick nicht nur Geld verdienen, sondern auch als jüdischer Emigrant zur amerikanischen Gesellschaft gehören. Dass dies 1939 leider auch in Amerika ein Problem war, zeigt die trotz anfänglicher Längen witzige Komödie mit ihren traurigen Untertönen eindrucksvoll.

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